Auszug aus dem 3. Versband des Vereins Poeten vom Müggelsee
e.V.
"Ein Vers-Spaziergang durch die Zeit", Jahrgang 2018
Detlef Krastel
DIE ZEIT
Wie eine Spinne webt sie fein
mein Leben in ihr Netz hinein.
Hat sie die Träume mir erfüllt,
Wünsche, Begierden gar, gestillt,
Traumfängern gleich auf sanfte Art
vor bösen Ängsten mich bewahrt?
Die Antwort gibt mir mein Verstand:
Ich hab‘ es selbst in meiner Hand,
die Zeit, die mir zum Glück gegeben,
zu füllen, um das zu erleben,
was ich mir wünsche. Doch es kommt
mitunter anders als mir frommt.
Und trotzdem: Nutz´ ich meine Zeit,
so komme ich nochmal soweit!
Doch macht mir etwas große Freude,
ich dafür gern die Zeit vergeude.
Bettina Linzer
RELATIVITÄT DER ZEIT
Zeiten sind, genau besehen,
relativ nur zu verstehen.
30 Minuten, das gesteh´ ich,
sind für eine Lesung wenig
Doch sind sie relativ sehr viel,
ist nächster Bahnhof nur mein Ziel.
Helga Altmann
NACHTSCHLAF
Von dunkler Nacht umhüllt
dein Denken Träume füllt.
Die Rast von deinem Sein
stellt gnadenvoll sich ein.
Vom Morgenstrahl berührt,
der Dunkelheit entführt.
Zurück ins grelle Licht,
verbrenn´ dich nicht!
Rosel Ebert
JAHRES-ZEIT
Frühling
Die Zeit ist aus dem Schlaf erwacht,
sie ruhte eine Weile.
Wird nun vom Frühling angelacht –
er treibt die Zeit zur Eile.
Sommer
Die Zeit hat sich im Sand versteckt,
der Sommer tanzt im Kreise.
Die Windbö´ hat die Zeit geneckt –
nun geht sie auf die Reise.
Herbst
Die Zeit zieht Wanderschuhe an
und läuft dem Herbst entgegen.
Er glaubt, dass er sie halten kann –
poussiert mit Blättersegen.
Winter
Die Zeit schwebt sachte über´s Land,
von Schnee bedeckt, steht sie nun still.
Doch bald schon hat der Mensch erkannt –
es geht die Zeit so, wie sie will…
Ulrich Stahr
ZEITLAUF
Sekunden … Sekunden … Sekunden …!
unaufhörlich diese sich runden
zu Minuten … Minuten … Minuten …,
die wiederum sehr schnell verbluten
zu langen Stunden … Stunden … Stunden …,
die – vierundzwanzig – uns bekunden:
das ist ein Tag, der dann gleich darauf
Teil wird eines ganzen Jahres Lauf
von fünfundsechzig dreihundert Tagen.
(Am Rande ist dazu zu sagen,
dass vierjährig mit einem Tag mehr
dieser Jahresablauf kommt daher.)
Aus vielen Jahren wächst das Leben,
das aller Kreatur gegeben –
und der ganzen Erde weiter Flur
sprich: allen Menschen und der Natur –
von Gott, so meint die Christenheit;
ganz „zufällig“, die Ungläubigkeit.
Alles, was unsere Erde trägt
das weiß nicht, wann ihm die Stunde schlägt
der Geburt und des nicht mehr Bleibens! –
Das Fazit dieses Zeitbeschreibens
ist die Hoffnung des langen Lebens
(die leider manchmal doch vergebens!),
die Hoffnung auf Glück, Gesundheit, Sinn,
vom Lebensanfang zum Ende hin!
Und noch etwas ist mitzuteilen:
Die Tage, Jahre, die enteilen,
sie seien sinnvoll, nicht leer verbracht,
weil alle als Angebot gedacht:
Sich an der Schöpfung zu erfreuen,
sie zu bewahren stets von Neuem
mit Frieden, Menschlichkeit, Gutwillen,
um Krieg und Hass und Not zu stillen.
Summa summarum: Zeit, die gegeben
nutze sie für ein sinnvolles Leben,
dienend dir und denen um dich
in unserer Zeit für dich und mich.
Ist unser Leben ausgehaucht,
wir in ewiges Dunkel getaucht,
erlischt die Zeit des Weltenlichts,
bricht an eine neue? – Oder bleibt nichts?
Ilse Markgraf
TRAUER ODER FREUDE
Die junge Zeit, so schnell ist sie vergangen!
Ich meinte mal, sie würde gar nicht enden.
In stillen Stunden hab ich das Verlangen,
das kühle Heute einfach auszublenden.
Vergang´ne Zeiten sollt´ man nicht bedauern.
Den Zeitstrahl rückwärts können wir nicht fahren.
Vergeblich ist´s, um schöne Zeit zu trauern.
Lasst freuen uns, dass diese Zeiten waren.
Horst Jürgen Peter Miethe
ÜBERFLÜSSIGE FRAGE
Alles in Ordnung?
Natürlich, na klar.
Was da so schwankt,
ist nur meine Welt.
Und ich verkriech mich
so tief es nur geht,
dass der Himmel nicht auf mich fällt.
Alles in Ordnung?
Wie man es nimmt.
Ist Ordnung kein Stein mehr auf Stein?
Ist Ordnung nächtens kein Schlaf?
Ist Ordnung ohne dich sein?!
Volker Krastel
MOND UND ERDE
Es ist der Mond,
der uns´re Erde steuert.
Sie tanzt nun ewiglich
nach seiner Pfeife
Vielleicht hat sie den Mond
auch angeheuert,
so wird des Menschen Weg
zu einer Schleife.
Karl Wolfgang Barthel (†)
DAS WELTALL
Mächtig sich das Weltall weitet.
Einsam unsre Erde gleitet
unaufhaltsam durch den Raum,
der von Sternen ist durchwoben.
Gibt es irgendwo dort oben
noch ein Ufer, einen Saum?
Durch das Fernrohr wird gesichtet,
auf das Sternenzelt gerichtet,
manch ein Wunder dieser Welt,
die bis zu den Galaxien
Kräfte massenhaft durchziehen,
dass sie nicht zusammenfällt.
Kein Verstand kann es erfassen,
aber eins bleibt uns belassen:
Ehrfurcht leite unsern Sinn
vor dem Schöpfer aller Dinge,
dass sein Lichtschein uns durchdringe
bis zur letzten Stunde hin.
Anneliese Berger
FELS UND BRANDUNG
Wenn der Fels die Woge bricht,
steigt herauf die weiße Gischt.
Wasser spritzt und zischt und schäumt
wie die Hölle, die sich bäumt.
Langsam wird da abgenagt,
was hier aus dem Wasser ragt.
Diese Kraft wird ihn zerreiben.
Sand am Ende wird nur bleiben.
Hin und her wird der gespült,
denn das Meer ist aufgewühlt.
Hans-Georg Riediger
WELLENREFLEXION
Klatscht die Welle an das Ufer,
wirft das Ufer sie zurück:
Rolle rückwärts bis zur Stelle
wo erwartungsvoll ein Rufer
ruft nach seinem Lebensglück!
Ist Glück dunkel oder helle?
Wart, bis ich das Glück erst pflück...
Brigitte Weidner
HOPPLA
Hoppla, was war denn das?
Die Erde wusste nicht mehr, was
ihr da geschehen war soeben,
sie konnte nicht mehr aufrecht gehen.
Weil sie ihr Gleichgewicht nicht fand,
hat sie an Atlas sich gewandt.
Der eilte auch sogleich herbei,
er hatte grad die Hände frei.
So kämpfte nun der starke Mann
gegen die lästige Unwucht an.
Trotz Einsatz seiner ganzen Kraft,
hat er es leider nicht geschafft.
Die Erde hat es weiter schwer,
findet den aufrechten Gang nicht mehr.
So taumelt sie so vor sich hin,
wir taumeln mit, sind mittendrin.
Jürgen Molzen
LÄUFT DIE ERDE NICHT GANZ RUND?
Läuft die Erde nicht ganz rund?
Ist der Erdball nicht gesund?
Ist der Erdkreis noch zu retten?
Helfen da vielleicht Tabletten?
Heutzutage zu der Stund´
sind die Narren im Verbund
Zeigen ihre Pirouetten,
ihren Drehschwung und verketten
sich in Reihen-Polonäsen.
Wird die Erde s o genesen?
Ich sag hier ganz frank und frei:
Frohsinn lebt und Narretei!
Klaus G. Lonvitz
FRIEDRICHSHAGEN –
EINE ART MEKKA
So von den Brüdern Heinrich und Julius Hart benannt
In schon längst vergang´nen Tagen
trafen sich in Friedrichshagen
Poeten in recht großer Zahl,
auch and´re Künstler – ganz egal,
aus welcher Richtung weit´rer Kunst –
sie standen in der Dichter Gunst.
Zusammenhalt – das war ihr Stolz,
Gemütlichkeit im Kiefernholz
und auf des Waldes Lichtungen
mit vorgetrag´nen Dichtungen.
Wilhelm Bölsche, Bruno Wille,
Erich Mühsam, Peter Hille
lasen dort in großer Runde,
boten so manch´ schöne Stunde.
In dieser göttlichen Natur
genoss man hier Literatur.
Ein edler Gast in ihrem Kreis
erreichte einen noblen Preis
der Dramatiker und Dichter,
einer dieser Geisteslichter,
Gerhart Hauptmann – seinen Namen
kennen Liebhaber von Dramen,
die den Missstand offenlegen
und die Menschen tief bewegen.
In der ländlichen Idyll
fanden sie Genuss und Stille
in dem poetischen Verband –
Arkadien Preußens auch genannt.
Anke Apt
TRUTZBURG FRIEDRICHSHAGEN
Der Friedrichshagener an sich,
er ist ein lustiger Geselle.
Ob Sturm, Monsun, ob Sonnenstich,
er schwimmt beherzt auf seiner Welle.
Gebildet, sportlich, kreativ,
kann man ihn in der Bölsche sehen.
Doch geht was auf der Scholle schief,
am Markte wird er trotzend stehen.
Dann sieht der Friedrichshagener rot,
die Scholle will er sich erhalten.
Ob Haialarm, ob Bankennot,
sein Städtchen will er selbst gestalten.
Olaf Mai
ZWEI SEITEN –
ALTE ERKENNTNIS NEU ENTDECKT:
Das lernt man schon beizeiten
An jedem Ding gibt es zwei Seiten.
Man will sich nur am Guten laben,
doch ist es nicht allein zu haben.
PEGASUSSPRÜNGE
Lothar Wachenschwanz
Nicht jeder,
der sich auf alles
einen Reim machen will,
ist ein Dichter!
Christel Schich
Ein Dichter reimt auch nachts im Bette
wenn seine Liebste träumt, die nette.
Christa Mytzka
Was den Dichter treibt:
Das der Dichter schreibt,
dass der Nachwelt eine
Erinnerung bleibt.